01. April, Wanderung nach Grytviken
Ein Wanderpfad führt uns nach Grytviken in die „Hauptstadt“ Südgeorgiens.
Es war nicht anders zu erwarten, auch dieser Ort vorrangig eine alte Walfangstation. Sie wird noch ergänzt durch eine kleine Holzkirche, ein Museum, ein Postamt und eine Forschungsstation.
Und natürlich den kleinen berühmten Friedhof gibt es hier, auf dem der wohl berühmteste aller Antarktisreisenden begraben liegt. Sir Ernest Shackleton ruht hier, nachdem er auf dem Weg zu seiner letzten Expedition in Grytviken verstorben war.
In seinem Sarg war er eigentlich schon auf dem Weg zurück in seine Heimat Großbritannien, als seine Frau ihn dorthin zurück sandte, wo er zeitlebens mit seinem Herzen war. So wurde er hier auf diesem einfachen Friedhof in einem bescheidenen Gottesdienst begraben. Der Besuch dieses Grabes und ein Glas Whisky zu Ehren auf den Entdecker zu erheben ist für jeden Südgeorgien-Reisenden fast ein Pflichtprogramm.
Heute leben nur noch eine Handvoll Leute in Grytviken, bzw. in der benachbarten neuen Basis King Edward Point. Die wenigen Personen sind eingesetzt zur Forschung, zur Verwaltung der Insel und zum Schutz ihrer Grenzen und Ressourcen.
Als britisches Überseegebiet ist Südgeorgien eng mit Großbritannien verbandelt. Doch letztendlich ist es ein relativ eigenständiges Gebiet mit eigener Gesetzgebung. Einreiseformalitäten werden hier erledigt und selbst bei britischen Bürgern werden Pässe gestempelt. Es soll nicht lange dauern, bevor wir mit diesen Beamten noch nähere Bekanntschaft machen.
Die Crew hat ein Barbecue an Deck organisiert. Auf dem Schiff raucht ein Holzkohlegrill und der Duft von mitgebrachtem argentinischen Fleisch lässt das Wasser im Mund zusammen laufen. Viele sind müde vom langen Tag, doch wer lässt sich schon eine solch einmalige Chance entgehen?
Bereits hundert Meter weiter an Land wäre dieses Treiben streng verboten. Kein frisches Fleisch soll Seuchen auf die Insel bringen, kein frisches Gemüse oder Obst soll seine Samen verteilen. Die wenigen Bewohner der Insel ernähren sich vorrangig aus Tiefkühler und Konservendose.
Und der Duft unserer Steaks muss wohl die ganze Bucht erfüllen. Es ist also kein Wunder, dass die Bucht schnell menschenleer ist und alle „Bewohner“ sich plötzlich auf dem Schiff versammeln. Wie häufig kommt es schon vor, dass man nach der Einreise in ein Land mit dem Grenzbeamten abends noch ein Bierchen trinkt? …