02. April, Ocean Harbour, St. Andrews Bay

Gepostet am Dez 5, 2013

02. April, Ocean Harbour, St. Andrews Bay

Schweres Wetter naht aus dem Westen und kräftige Föhnwolken liegen bereits über den Bergspitzen am Horizont. Es wird der letzte Tag in Südgeorgien werden.

Ocean Harbour

In Ocean Harbour brechen sich die Wellen der See über flachen Felsen und stäuben Regenbögen in die Luft. Grüne Berghänge umsäumen die Bucht und fangen das Lichtspiel von Wolken und Sonne ein. Im flachen Wasser liegt eine rostende 3-Mast-Bark ganz ähnlich der unseren, welche hier 1911 unwiederbringlich auf den flachen Boden lief.

Dreimaster-Wrack in der Bucht von Ocean Harbour - es ruht hier seit über 100 Jahren

dieses Dreimaster-Wrack ruht hier seit über 100 Jahren

See-Elefanten und Robben bevölkern den grasigen Strand. Und eine der letzten Rentier-Herden flüchtet in die Berge, als die Schlauchboote den Strand erreichen.

Pelzrobben-Albino mit Bissnarben: Albino zu sein ist offensichtlich kein Zuckerschlecken

Pelzrobben-Albino zu sein ist offensichtlich kein Zuckerschlecken

Nur wenig später geht es an Bord weiter zu unserem letzten Ankerplatz. Die Küste leuchtet im Sonnenlicht und das Ufer zeigt noch einmal alle Farbtöne, die Südgeorgien zu bieten hat.

letzter Halt: St. Andrews Bay

Blaue Gletscher und weißer Schnee leuchten von dunklen Bergen herab. Tiefer an den Hängen, dort wo sich der Schnee im Sommer nicht halten kann, leuchten Steine, Sande und Flechten in allen Tönen von gelb und rot und braun. Noch etwas tiefer beginnt das Reich der Vegetation. Leuchtend grünes Schmiele-Gras und dunkelgrüne Moose beherrschen den schmalen Rand der Insel, wo sich das Leben der Tiere  konzentriert.

Panorama Südgeorgien mit Königspinguinen - unverbaute Wohnlage mit Luxus-Blick

unverbaute Wohnlage mit Luxus-Blick

Und ganz im Vordergrund schäumt dunkles Wasser gespickt mit den eisigen Splittern abgefallener Gletscher. Kein Hochglanzfoto kann die Stimmung wiedergeben, den Wind und den Geruch, der mit ihm aus Richtung der Berge weht.

Der letzte Ausflug auf Südgeorgien führt das Schiff nach St. Andrews Bay wo Pinguine, See-Elefanten und Pelzrobben dichtgepackt den Strand bevölkern.   Dort wo ein Fluss aus den Bergen flach und still die letzten Kilometer der Küste entgegen fließt, haben Hunderttausende Königs-Pinguine die Herrschaft über den Boden übernommen.

Panorama Südgeorgien mit Pinguinkolonie - brütende, behütende und wachsende Pinguine soweit das Auge reicht

brütende, behütende und wachsende Pinguine soweit das Auge reicht

Hier brüten und behüten sie ihre Küken. Eng gedrängt halten sie Räuber ab und wollen die kommende Kälte von Herbst und Winter überstehen. Skuas fliegen tief über den Köpfen der Kolonie und warten auf ihre Chance um mit unbewachten Eiern oder Küken ihren Hunger zu stillen.

 

Nur wenige Schritte weiter haben wie überall die zahllosen Pelzrobben ihr Revier. Das Durchqueren dieser Tiere erfordert hier etwas Geschick. Nur das geschulte Auge des Guides kann Geschlecht und Alter genügend unterscheiden, um die Herrschaftsansprüche der dösenden Tiere zu erraten. Neutrale Gassen schlängeln sich durch ein Labyrinth aus Harems und Mutter-Kind-Beziehungen. Ein falscher Schritt verletzt das Territorium und sorgt  dafür, dass sofort knurrende, gefletschte Zähne näher kommen.

Pelzrobbe mit blauen Augen - ein Freak?

Freak?

Direkt am Strand und völlig unbeeindruckt vom ganzen Treiben liegen die unangefochtenen Herrscher über dieses Land. See-Elefanten, diese riesigen, rülpsenden Kolosse aus Blubber liegen scheinbar so unbeholfen und unbeweglich im Sand, als hätte eine große Welle sie angespült.

See-Elefanten Dreikampf: gähnen, brüllen, stinken

See-Elefanten Dreikampf: gähnen, brüllen, stinken

In den letzten Wochen hat man sich an viele herbe Düfte der hiesigen Tiere gewöhnt. Doch diese tonnenschweren Gestalten stinken unschlagbar dem Himmel entgegen. Wer im Zoo die Elefantenhäuser kennt, weiß, dass diese Tiere nicht nur Größe und Gewicht gemeinsam haben.

langsam sterben in den Resten eines Fischernetzes - trauriger Alltag im Paradies

langsam sterben in den Resten eines Fischernetzes – auch das ist trauriger Alltag im Paradies

Die letzten flachen Sonnenstrahlen gleiten noch den Strand entlang, als sich hinter den Bergen bereits eine Föhnmauer empor gearbeitet hat. Diese bricht sich nun zügig ihre Bahn ins Tal. Es dauert nur Minuten, bis dieser Sturm in der Bucht hohe Wellen schlägt. Bei hastig gesetzten Segeln in einem zauberhaften Abendrot geht es dem nächsten Ziel entgegen. „Tristan da Cunha“, unbekannte Insel im Irgendwo, wir kommen…

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03.- 14. April, Passage nach Tristan da Cunha, Leben an Bord