27. & 28. April, Einlauf in Kapstadt und Abschied

Gepostet am Dez 1, 2013

27. & 28. April, Einlauf in Kapstadt und Abschied

Das leise Fauchen hoch über unseren Köpfen kommt unerwartet. Seit der Abreise vor sieben Wochen zeichnet plötzlich ein erstes Flugzeug feine Linien in den morgengrauen Himmel. Ganz plötzlich wird offensichtlich, wie anders und wie abgeschieden die Welt unter Segeln war.

das Kap der guten Hoffnung zeigt sich im Morgenrot - es wird der letzte Tag auf See

das Kap der guten Hoffnung zeigt sich im Morgenrot – es wird der letzte Tag auf See

Wo der Flieger am Horizont verschwindet, kommt langsam wieder der Alltag näher. Schemenhaft zeichnen sich dort im Osten bereits die ersten Berge ab. Die Küstenlinie vom Kap der guten Hoffnung war für so viele Seefahrer Hoffnung und Gefahr zugleich. Wracks und Legenden zeugen von den alten Tagen. Für uns ist es ein allerletzter Sonnenaufgang auf See, bevor das Schiff uns wieder in die Zivilisation entlässt.

Vorbei an der Küste des Kaps begleiten uns jetzt kleinere Segeljachten das letzte Stück bis an den Hafen von Kapstadt. Einen Großsegler zu empfangen ist Tradition und Sehnsucht zugleich. So viele Menschen träumen davon, auf einem solchen Schiff einmal den Ozean zu überqueren. Einige haben die Reise auch für diesen Moment der Ankunft gemacht. Unter wehenden Segeln vorbei an den Möwen in den Hafen des alten Kaps einfahren.

Flagge hissen für das Gastgeberland - Willkommen in Südafrika

Flagge hissen für das Gastgeberland – Willkommen in Südafrika

So viele Tage haben sich viele auf diese Ankunft gefreut. Es ist die Vorfreude auf ein breites Bett und eine ausgeschlafene Nacht. Keine müffelnden Gänge voller nasser, verschwitzter Socken und Schuhe mehr. Sieben Wochen auf See waren intensiv. Auch ein paar Erfahrungen die man vielleicht nur einmal im Leben machen möchte. Viel Enge, Kälte, Nässe, Müdigkeit und Seekrankheit.

Dafür eben auch traumhafte Sonnenauf- und -untergänge, helle Mondscheinnächte, aufregende Landschaften, Tiere und schöne Begegnungen. Jetzt, wo die Ankunft in greifbare Nähe rückt, mischt sich bei vielen in die Freude plötzlich Wehmut. Je mehr sich der Tafelberg in den Fokus schiebt, desto unwiederbringlicher verschwimmt der Traum von der hohen See und desto unaufhaltsamer kommen Stadt, Lärm und das normale Leben zurück.

Empfang an Land: Schaulustige, Freunde und Familien winken, erste Tränen fließen

Empfang an Land: Schaulustige, Freunde und Familien winken, erste Tränen fließen

Am Pier der Hafenfront steht eine dichte Traube Schaulustiger und winkt dem Schiff entgegen. Die Sehnsucht nach der Weite ist vielen deutlich anzumerken. Sogar einige Freunde und Familien sind den weiten Weg bis nach Kapstadt geflogen um nun unsere Rückkehr zu erleben.

Wir waren nur sieben Wochen auf See und trotzdem stehen die Emotionen den meisten ins Gesicht geschrieben. Feuchte Augen werden verstohlen ausgerieben. Wie haben sich wohl die alten Seefahrer und Entdecker gefühlt, wenn sie teils erst nach Jahren wieder in einen zivilisierten Hafen kamen?

Längsseits vertäut an der Hafenpromenade von Kapstadt, genießen wir einen letzten gemeinsamen Abend und eine letzte Nacht an Bord. Die meisten Gäste kehren wieder nach Haus zu ihrer Arbeit zurück. Doch für den einen oder anderen ist das Ende dieser Reise auch ein Neuanfang. Die Weite der See hat Dinge klarer und Entscheidungen einfacher gemacht. Alle haben Erinnerungen im Gepäck, die sie ein Leben lang begleiten werden.

„Unser“ Segelschiff hingegen wird in wenigen Tagen trocken liegen auf dem Dock. Nackt und abgeschliffen wird sie sein, um sich ein paar Tage später wieder schön zu machen. Majestätisch weiß für das nächste Jahr auf offener See. Bereit für die Träume einer neuen Mannschaft aus Segelgästen…

17.-27. April, Passage nach Kapstadt, Bordleben und Schiffsaufbau