29. März, Ankunft Südgeorgien, Salisbury Plains
Zahlreiche Pinguine, Albatrosse und schwimmende Felder aus Kelp zeigen die Nähe zum Land. Nach spürbar unendlichen neun kalten Tagen auf See kommt jetzt endlich Südgeorgien in Sicht.
Südgeorgien in Sicht
Jeder, der diese Gegend kennt, beschreibt sie mit Begeisterung. Wir sind gespannt und voller Erwartungen. Doch die Ankunft lässt zu wünschen übrig. Ja, wir wissen, dass hier an jedem zweiten Tag Regen fällt. Aber muss diese Insel sich nun gerade am ersehnten Tag unserer Ankunft in dichte, graue Wolken hüllen?
Es sieht aus, als hätte sich ein Bergtal an zu vielen regnerischen Tagen mit Wasser gefüllt. Bis zu 3 Kilometer hoch steigen die Berge fast direkt aus der See empor. Graue schroffe Felsen, die sich in einem ebenso grauen Himmel verlieren. Ein paar schmutzig weiße Gletscher suchen die Flucht in die offene See. Wo liegt die versprochene Schönheit, wo die Einzigartigkeit?
Vor hundert Jahren hätten wenigstens die Fontänen der zahlreichen Wale unsere Einfahrt begleitet. Doch heute lässt sich kein einziger dieser Meeresgiganten blicken. Sie haben es uns Menschen wohl übel genommen, dass wir damals in diesen Gewässern eine gründliche Jagd auf sie eröffneten. Nur fünf von hundert Tieren sollten die folgenden Jahrzehnte überleben. Bis heute ist unklar, ob sich die Bestände jemals erholen werden.
Salisbury Plains – der erste Stopp auf Südgeorgien mit Tausenden Pinguinen und Robbenbabies zum Empfang
Zumindest junge Pelzrobben begleiten uns diesmal zahlreich, während die Europa in eine erste Bucht einläuft. Neugierig springen sie um den Bug und beäugen die Besucher aus dunklen Kulleraugen.
Und schließlich scheinen wir doch noch Glück zu haben. Die Sonne bricht durch die Wolken und lässt die Herzen höher schlagen.
Glitzernde Berge aus Fels, Eis und Schnee rahmen jetzt einen blauen Horizont. Von der Bucht zieht eine flache Ebene weit ins Landesinnere hinein. Wo vor 30 Jahren noch Gletscher den Boden geschliffen haben, leuchtet heute Gras in sattem Weide-Grün.
Hunderte Pelzrobben-Babies tollen und quietschen auf diesem Strand wie Hundewelpen umher. Neugierig hieven sie sich in kleinen Gruppen näher und näher, um erst im letzten Moment doch noch etwas scheu vor den seltsamen Besuchern zurückzuweichen.
Und auch eine der größten Kolonien von Königs-Pinguinen bevölkert diesen Fleck. Majestätisch laufen sie uns mit ihrem leuchtend goldenem Hals und fast hüfthoch entgegen. Sie picken hier und da nach Kleidung oder Gummistiefeln und keine Scheu zeigt sich in den Augen.
Etwas weiter vom Wasser entfernt stehen Tausende brauner, flauschiger Pinguin-Babies eng zusammen und werden allein oder in kleinen Gruppen von Eltern gefüttert, geputzt, gewärmt und beschützt.
In dieser Bucht soll unser Segelschiff nun endlich wieder eine Nacht lang Ruhe vor den Wellen finden.